Neue Tierart im Landeswald entdeckt?!
Nach Luchs und Wolf wurde kürzlich eine noch nicht bestätigte Beobachtung gemeldet: im niedersächsischen Landeswald wurde „LÖWE-Plus“ gesehen. Ob es sich um eine Verwechslung oder einen Irrtum handelt, ist noch nicht auszuschließen. Möglicherweise ist damit zu rechnen, dass unsere Wildbahn artenreicher wird. Nachdem 1991 bereits der LÖWE willkommen geheißen wurde, wäre dies eine erstaunliche Entwicklung…
FCS für den Landeswald vom Tisch…?
Zur Sache: in der Landesregierung wurden die Überlegungen zur FSC-Zertifizierung des Landeswaldes verworfen. Weiterhin wird aber davon gesprochen, das LÖWE-Programm so weiterzuentwickeln, orientiert an den Maßstäben von FSC…mithin eine versteckte FSC-Zertifizierung durch die Hintertür??? Abgesehen von dem Titel ist noch nicht viel bekannt. Jedenfalls geht es um eine weitere Ökologisierung des ökologischen Waldbauprogrammes. Es kann durchaus Unwillen bereiten, dass die ökologische Komponente des LÖWE derzeit keine große Anerkennung insbesondere beim kleinen Koalitionspartner findet. Gleichermaßen müssen wir konstatieren, dass auch das LÖWE Programm nicht vom Himmel gefallen ist, sondern als forstliche Auswirkung einer gesellschaftlichen Entwicklung zu verstehen ist. Prof. Dr. Otto hat es seinerzeit als begnadeter Waldbauer geschafft, forstwirtschaftliche und ökologische Belange in national und international anerkannter Weise im LÖWE Programm zu vereinen.
Entwicklung von LÖWE ja, - aber Eckpunkte, die nicht verhandelbar sind…..:
Die gesellschaftliche Entwicklung schreitet fort und die Ansprüche an eine naturnahe Forstwirtschaft – fokussiert insbesondere auf den öffentlichen Wald - steigen weiter. Mithin sind wir gut beraten, uns dieser Entwicklung zu stellen und nach Optimierungsmöglichkeiten und Entwicklungspotentialen in unseren Waldbaugrundsätzen zu suchen – so ist es in den 24 Jahren des LÖWE Programmes immer gewesen. Da gibt es etliche Optionen, die auch nicht immer viel kosten müssen. Allerdings ist es auch Zeit, dass wir uns klar darüber werden müssen, welche Eckpunkte nicht verhandelbar sind. M. E. sind dies:
· Eine Weiterentwicklung von LÖWE kann nur auf Basis hoher Wertschätzung des Programmes erfolgen. Selten hat es eine so hohe Identifikation der Forstleute mit Waldbaugrundsätzen gegeben und ebenso selten eine waldbesitzartenübergreifend positive Wahrnehmung. Dies darf nicht – wie von einigen wenigen Aktivisten der Naturschutzverbände, darunter wenige ehemalige Kollegen – beschädigt werden.
· Eine Ökologisierung darf nicht zu Lasten von Arbeitssicherheit und der Ergonomie von Arbeitsplätzen insbesondere der Forstwirte und Forstwirtschaftsmeister gehen. Vermehrter motormanueller Holzeinschlag zu Lasten hochmechanisierter Holzernte (Rückegassenabstand 40m+!) würde dies bedeuten, denn dies würden Forstwirte und Maschinenführer ausbaden, wenn Sie das Stahlseil weit durch die Bestände zum Vorliefern ziehen müssen. Ein Mehr an Arbeitsplätzen wäre zwar zu begrüßen, die brauchen wir aber nicht bei der Arbeit, die nach wie vor zu den gefährlichsten und belastendsten Arbeitsfeldern unseres Landes zählen.
· Die Wirtschaftlichkeit öffentlicher Forstwirtschaft darf nicht zum Spielball werden. Die Leistungsfähigkeit der Landesforsten zugunsten ihrer Beschäftigten und ihre Innovationskraft hängt auch von erwirtschafteten Überschüssen ab. Es ist eine irrige Annahme, dass die positiven Entwicklungen der letzten 9 Jahre möglich gewesen wären, wenn der Forstbetrieb ein Zuschussbetrieb geblieben wäre. Nachhaltigkeit betrachtet nicht nur Bestandesvorrat, Zuwachs, Bodengüte, Artenreichtum, sondern auch die Rendite eines Forstbetriebes. Dies ist z. B. wichtig bei der Frage, ob es uns auch künftig möglich ist, Baumarten zu pflanzen die bei höherer Wertleistung einen deutlich höheren Zuwachs als heimische Baumarten versprechen!
Die Weiterentwicklung von LÖWE in forstliche Fachhände!
Die Weiterentwicklung von LÖWE ist Kernaufgabe von Forstleuten. Diese haben das nötige Wissen gepaart mit Erfahrung rund um den Wald. D. h., eine Weiterentwicklung kann nur unter Federführung der Landesforsten erfolgen. Die Stimmen von Naturschutzverbänden sind neben denen anderer gesellschaftlicher Gruppen wichtig, argumentieren jedoch oft nur in eine Richtung.
LÖWE-plus, - ein Neozoon?
Bei der einleitend geschilderten Beobachtung ist zu hoffen, dass es sich nicht um eine neue Tierart handelt, sondern nur um ein herangereiftes Exemplar der schon bekannten waldbaulichen Fauna. Andernfalls müssen wir Forstleute uns ernsthaft Gedanken machen, ob ein neuer „Neozoon“ nicht zu einer ernsthaften Gefahr für niedersächsische Forstwirtschaft werden kann!