Nach der Reform ist vor der Reform
Mit dem Wechsel der Landesregierung in Niedersachsen hat das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz eine Arbeitsgruppe zur Reformierung der Forstverwaltungen eingesetzt. Dabei geht es um die Umsetzung des neuen §46 (3) im BWaldG. Dort heißt es (…) um ein flächendeckendes Angebot forstlicher Dienstleistungen zu angemessenen Bedingungen und den diskriminierungsfreien Zugang zu diesen Dienstleistungen für alle Waldbesitzer sicherzustellen.
Gemeint ist zum einen eine Liberalisierung des forstlichen Dienstleistungsmarktes beispielsweise für Forstconsulter und die damit verbundene kostendeckende Dienstleistung auch bei den niedersächsischen Forstbehörden. Dazu ist es erforderlich die entsprechenden Fördermittel anders zu verteilen. Eine Lösung ist hier im Dschungel zwischen „de minimis“ und bürokratischem Wahnsinn einer Zahlungsabwicklung über die Waldbesitzer noch nicht gefunden. Gemeint ist aber auch eine Trennung von Dienstleistung und Beratung. Hier denkt das Ministerium wohl auch über eine Beratung der privaten Waldbesitzer über eine Telefonhotline oder einer Internetplattform namens Wald-Wiki nach.
Die Forstverwaltungen in Niedersachsen arbeiten in der Privatwaldbetreuung bereits nahezu kostendeckend und können sich einer neuen Marktsituation gerade aufgrund der jahrelangen vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den Waldbesitzern sicherlich stellen. Es bleibt abzuwarten ob private Forstconsulter den Privatwaldbesitz ab 100 ha mit ihren Dienstleistungen bevorzugen und der unwirtschaftliche Kleinstprivatwald an den Forstbehörden hängen bleibt.
Wie ein Kollege am Telefon einen Borkenkäferbefall feststellen soll, bevor es „offensichtlich“ zu spät ist, bleibt schleierhaft. Haben wir nicht alle mal was vom „Gesetz der Örtlichkeit“ gehört?
Die niedersächsische Forstwirtschaft steht vor großen Herausforderungen: Holznutzung im Kleinstprivatwald, Waldumbau im Zeichen des Klimawandels inclusive CO2 Senke, zunehmende Sturmereignisse sowie demographischer Wandel bei den Forstkollegen. Es bleibt zu hoffen, das im Zeichen der anstehenden Veränderungen die gute forstliche Praxis nicht auf der Strecke bleibt. Besonders bedauerlich dabei: bislang scheint bei den Verantwortlichen noch nicht präsent zu sein, dass von etwaigen Strukturveränderungen bis zu 200 Forstkolleginnen und –kollegen betroffen sein könnten. Ihnen ist es zu verdanken, dass der Waldbesitz mit großer Mehrheit für eine Beibehaltung der jetzigen Betreuungsaufgabe von LWK und NLF votiert und sie sollten sich darauf verlassen können, dass ihrer dienstlichen und sozialen Zukunft eine wichtige Bedeutung durch die Entscheidungsträger beigemessen wird!