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BDF trifft auf NABU

Erstellt von LV | | News

Als mit Blick auf die gegenwärtige Krise der Forstwirtschaft wurde im Vorstand der Vorschlag besprochen das Gespräch mit dem NABU zu suchen. Es war nicht gleich klar und eindeutig, wozu dies dienen kann. Zu stark ist zuweilen der Eindruck tiefgreifender Differenzen von Naturschutz und Forstwirtschaft. Gleichwohl waren wir uns schnell einig, dass ein offener Diskurs der beste Weg ist.

Am 22.Mai waren Dirk Schäfer, Volker Schulte und Hermann Drees mit Dr. Holger Buschmann und Dr. Carsten  Böhm vom NABU (Naturschutzbund) Niedersachsen verabredet. Dr. Buschmann ist hauptamtlicher Vorsitzender des NABU, Dr. Böhm das für „Waldfragen“ zuständige Vorstandsmitglied.

Kriese der Forstwirtschaft durch Trockenheit, Sturm und Borkenkäfer

Hauptthema war die aktuelle Krise der Forstwirtschaft: durch anhaltende Trockenheit gab es verheerende Schäden in den Fichten- und Lärchenbeständen. Für das aktuelle Jahr ist ein möglicherweise noch stärkeres Fortschreiten der Borkenkäferkalamität zu befürchten. In der Öffentlichkeit wird dieses Thema vermutlich im August bis Oktober virulent. Und es werden nicht nur Forstleute, sondern auch die Naturschutzverbände dazu befragt werden.

Sorge um den Wald werden geteilt – NABU betont verjüngungsfreundliche Jagd

Sehr schnell war deutlich, dass wir die Sorge um die Zukunft des Waldes teilen. Die ad hoc-Vernichtung großer Holzvorräte ist nicht nur in forstwirtschaftlicher Hinsicht fatal. Seitens des NABU wurde auch die Sorge um die „Produktionsbasis Boden“ (das war der vom NABU gewählte Terminus) in den Vordergrund gerückt. Was passiert mit großen Freiflächen im Bergland, der zu befürchtenden Erosion und der massiven Umsetzung von im Oberboden gebundener Biomasse? Seitens des NABU wurden in diesem Zusammenhang auch eine naturverjüngungs-freundliche Jagdausübung und die mögliche Bedeutung von Vorwäldern zur Abmilderung der Folgen einer Groß-Kalamität betont.

Nur Douglasie kann aus NABU-Sicht nicht sein – aus der forstlichen Sicht aber auch nicht!

Es bestand großes Einvernehmen dahingehend, dass es eine gesellschaftliche Herausforderung ist, die Walderhaltung zu gewährleisten. Wald muss erhalten werden, nicht nur als Biotop, sondern auf der allergrößten Fläche auch als Forstbetriebsfläche. Der NABU hat, wenig überraschend, dabei auch deutlich gemacht, dass er bei einem gesellschaftlichen Engagement, d. h. die Finanzierung eines Walderhaltungsprogrammes, natürlich auf den Grundsatz „öffentliches Geld - für öffentliche Leistungen“ beharrt. Die „öffentliche Leistung „ wird in den Anforderungen der Öffentlichkeit, sprich Erholungs- und Schutzfunktion an den Wald gesehen.  Auch die Frage der waldbaulichen Ziele sieht der NABU als zentral an: nur Douglasie kann dies aus seiner Sicht nicht sein!

Aber: das würden wir, forstfachlich auch so sehen. Der gesunde Mischwald, mit sinnvollen Anteilen von Laub- und Nadelbäumen, ist im LÖWE-Programm niedergelegt. Die Bindung, von öffentlichen Fördermitteln für den privaten Waldbesitz an eine solche Richtlinie, können wir schwerlich negieren.

Ein leises standortsbezogenes Umdenken in der Baumartenwahl?

Spannend war die Sichtweise des NABU zum Thema Baumartenwahl: mit Bezug auf das Konzept einer „z-pnV“ (zukünftige potentielle natürliche Vegetation), sieht der NABU durchaus  aufgrund des Klimawandels die Option, einer „assistierten Migration europäischer Baumarten. Konkret heißt dies, dass standortbezogen ein Umdenken, hinsichtlich des Baumartenspektrums durch aus denk bar ist. Begründet ist dies, in der mit hoher  Wahrscheinlichkeit statt findenden  Verschiebungen von Vegetationszonen. Wenngleich aus NABU-Sicht mit der Beschränkung auf Baumarten unseres Kontinents und unter Wahrung der Integrität von Schutzgebieten sowie natürlichen Waldgesellschaften bzw. FFH-LRTs. Derartige Überlegungen werden gerade im Süden Deutschlands bereits auch forstwissenschaftlich angestellt.

Keine weitere Stellenstreichungen!

Der BDF Niedersachsen hat das Gespräch auch genutzt, um unserer Sorge Ausdruck zu verleihen, dass die aktuelle Krise Auslöser für weitere Personaleinsparungen in der Forstwirtschaft sein kann. Der Wald braucht Menschen, die für und in ihm arbeiten. Forstleute – ob Förster oder Forstwirt – müssen in der Lage sein, den an Sie gestellten Anforderungen gerecht zu werden. Und dies für alle Waldfunktionen, nicht nur der wirtschaftlichen.

NABU betont die Wertschätzung des großen Engagement der Forstleute

Von Seiten des NABU wurde dazu, mit Verweis auf jüngste Erhebungen und insbesondere auf persönliche Erfahrungen, die sehr hohe Wertschätzung für das große Engagement von Forstleuten für einen naturnahen Waldbau und den Schutz der Natur hervorgehoben. Gerade in solchen Krisenzeiten darf in der öffentlichkeitswirksamen Themenbearbeitung der Respekt an der Arbeit der Forstleute nicht in Misskredit geraten. Vielmehr brauchen wir eine Idee, wie es für den Wald weitergehen kann. Ein Programm der Walderhaltung, dass die Leidenschaft für unsere Arbeit erhält und die Überzeugung vermittelt, dass es sich lohnt, Einsatz für den Wald zu zeigen.

NABU und BDF bedauern, dass der Waldbeirat noch nicht getagt hat

In dieser Phase bedauern es der NABU und BDF einhellig, dass das Landwirtschaftsministerium den Waldbeirat in dieser Legislaturperiode noch nicht einberufen hat. Dr. Böhm hat aus seiner Position als 2. stellvertretender Vorsitzender des Waldbeirates berichtet, dass dessen Vorstand sich diesbezüglich an die Ministerin gewandt hat und es in einem Gespräch positive Signale gegeben habe. Es wurde ein paralleler Vorstoß bei der Ministerin verabredet, dieses für die interessengruppenübergreifende Abstimmung von Waldthemen wichtige Gremium, im Spätsommer wieder einzuberufen.

Borkenkäfer als Tier des Jahres – war, Gott sei Dank, ein Aprilscherz!

Und einmal konnten wir dann auch herzlich lachen: Im April kursierte unter Forstleuten in Niedersachsen eine Pressemitteilung des NABU Hessen. Dort wurde der Borkenkäfer als Tier des Jahres 2020 vorgeschlagen … welch Unverschämtheit, welch maßlose Verharmlosung eines für uns existentiellen Themas. Und so war die Empörung unter Forstleuten perfekt! Und wer von uns weiß schon, dass der NABU-Vorsitzende in Hessen – Herr Eppler – nicht mit „Ä“ geschrieben wird, und wer hat schon auf das Datum der Presseinformation geschaut: 1.4.2019 …


Aber unser Fingerzeig hierzu hat hoffentlich Wirkung gezeigt: die Nerven liegen blank, zum Scherzen ist uns derzeit nur selten zumute.

Was folgt nun aus dem Gespräch?

Wir lassen den Gesprächsfaden nicht wieder fallen und werden uns im Spätsommer erneut treffen, die Situation neu bewerten und sehen, welche Folgerungen für den öffentlichen Diskurs daraus zu schließen sind. In dem Bewusstsein, dass wir verschiedene Interessengruppen vertreten und auch Unterschiede zu benennen haben. Aber wie schon gesagt: die Sorge um die Zukunft des Waldes eint uns alle!

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